Papierstuck für die Villa Hertzberg

Etwa 1894 lässt Oberpostsekretär Heymer kurz nach dem Kauf der Villa Hertzberg mindestens die repräsentiven Räumen neu ausstatten. Er, ein Mitglied der Freimaurer Loge Altenburgs, schien ein gewisses gesellschaftliches Darstellungsbedürfnis gehabt zu haben. Nur kosten durfte die Neugestaltung damals möglichst nicht viel, sollte dabei aber gleichen Ansprüchen der bürgerlichen Wohnkultur entsprechen. Heymer ließ in das erste Obergeschoss eine Papierstuckdecke in Verbindung mit Holzimitationstapeten der dazwischen gegliederten Binnenflächen einbauen.

Eine Gesimszone im Wand-Decken-Zwickel, dazu Friesleisten als Bänderungen mit kleinen Rosetten, Arkanthusbätter, Eck-Agraffen, einer mittigen Deckenrosette und zu beiden Stirnseiten zwei aufwendige Figurenfriese.

Diese schwere Holzimitationsdecke im Stil der Neo-Renaissance wurde 2021 durch die heutige Eigentümerfamilie unter Denkmalschutz gestellt. 2022 übernahmen wir die Freilegung und Restaurierung der Papierstuckdecke. Im Rahmen einer ersten tiefgreifenden Forschungsarbeit zum Thema Papierstuck untersuchten wir die Decke umfassend und konnten weitere Erkenntnisse zur Herstellungstechnik von Papierstuck erlangen, sowie die ursprüngliche Raumfassung von 1894 rekonstruieren. Eine virtuelle Rekonstruktion des Raumes, die hier über die Website oder per VR-Brille erlebbar ist, ermöglicht heute eine Vorstellung der ursprünglichen Wirkungsidee zu entwickeln.

Zum Tag des offenen Denkmals 2023 stellten wir die Restaurierungsergebnisse der Papierstuckdecke in der Villa Hertzberg vor und nahmen die Gäste ebenfalls mit auf eine digitale Reise zurück in das Jahr 1894.

Als gelungener Abschluss unserer Arbeiten an der Papierstuckdecke vergab die Stadt Altenburg den Denkmalschutzpreis 2023 für die Sanierung und Restaurierung des gesamten Gebäudes.