Papierstuck, franz. Carton piérre, Carton relief, war ein Surrogat-/Ersatzstoff-Artikel für Zug- oder Gipsstuck und war als Produkt dem technologischen Oberbegriff des Papiermachés untergeordnet.
Der Begriff Papierstuck diente hierbei als Oberbegriff für plastische Wand- oder Deckenverzierungen von Innenräumen, die aus zellulosehaltigen Ausgangsmaterialien bestanden. Papierstuckerzeugnisse wurden aus ungeleimtem Papier, Holzstoff oder Zellulosemasse hergestellt, die einen Zusatz von weiteren Zuschlagstoffen enthalten können. Beispielhaft wären hier Gips, Kreide, Sägemehl oder Farbpigmente zu nennen, sowie Bindemittelzusätze wie etwa Stärkekleister. Es waren dabei Grundsätzlich verschiedene technologische Verfahren möglich, die bei der Herstellung von Papierstuck Anwendung fanden. Einerseits der aus einzelnen Papierlagen schichtweise aufgebaute Papierstuck als Papierkaché, oder auch Papiermaché – also einer Fasermasse. Daneben sind weitere Verfahren durch Patente überliefert. Die Terminologie Papierstuck entspringt der Zeit des 19.Jh. und ist keine neuere Bezeichnung des plastisch ausgeformten Papiermachés. Die begriffliche Umschreibung über die Materialität suchte damals die Abgrenzung zum herkömmlichen Gipsstuck.
Hersteller von Papierstuck waren nicht daran motiviert Imitationen des Gipsstucks zu produzieren, viel mehr wollten diese ein innovatives Produkt als echte Alternative einer Käuferschaft anbieten. Der Begriff Stuck ist heute also um die Varietät der Ausformungen in Papier und anderer faserhaltiger Rohstoffe zu ergänzen. Neben der Verwendung von Papier oder Zellulose kamen auch andere faserhaltige Rohstoffe oder Gewebe für die Produktion von Stuck zur Anwendung – immer mit dem Ziel billiger und leichter im Gewicht als Gipsstuck zu sein. So tauchten auch die Begriffe Trockenstuck, Holzgips-Trockenstuck, Xylogenit(h)stuck oder Cocolithstuck auf. Diese Alternativprodukte waren teilweise Weiterentwicklungen des Papierstucks und traten als Konkurrenzprodukte auf.

Herkunft und Ursprung
Der Papierstuck ist keine neue Errungenschaft des 19.Jahrhunderts – vielmehr erlangten Erzeugnisse gefertigt aus Papierstuck um 1870 eine Renaissance. In den letzten Jahrzehnten vor 1900 knüpften Hersteller an
Produkte des vorangegangenen Jahrhunderts an. Der Papierstuck wurde im 18. Jahrhundert in ähnlichen Technologien hergestellt und durch einzelne Produzenten vornehmlich an europäische Könighäuser verschickt. Als Beispiel für den deutschen Raum ist Schloss Ludwigslust und dessen Hofkirche zu nennen. Innenarchitektur, Wand- und Deckengestaltungen bestehen hier zu großen Teilen aus Papiermaché und Papierkaché. Um 1870 sollen sich französische Bildhauer oder Dekorateuren in Deutschland etabliert haben. In Dresden sei es Hofbildhauer KOCH zuerst gewesen, der Produkte für Damensalons im Stil Ludwig des XVI. herstellte. Dem illustrierten Bau-Lexikon zur Folge, habe BERTHOLD in Leipzig den Papierstuck erfunden. Den Titel der ältesten Papierstuck-Fabrik, beanspruchte HEINERT in Zwickau für sich. Trotz der sich gegenseitig teilweise widersprechenden Quellenlage, kann jedoch zumindest der Ursprung für die neuaufkommende deutsche Papierstuckherstellung ab 1870 in Sachsen verortet werden.

Forschung
Im Rahmen meiner Seminararbeit von 2023 mit dem Titel Papierstuck um 1900 an der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK Dresden) untersuchte ich das Thema erstmals umfassend und konnte viele Erkenntnisse zu Materialien, Herstellungserfahren und Herstellern gewinnen. Die Teilrekonstruktion einer Papierstuckdecke erbrachte im Zuge der Seminararbeit weitere wichtige Erkenntnisse – auch für den zukünftigen Erhalt solcher Deckengestaltungen, sowie Hinweise für die konservatorisch/ restauratorische Bearbeitung.

Es findet weiterhin eine Bearbeitung und Vertiefungen zum Thema statt.